Fotografieren und Videofilmen
Ich fotografiere und filme schon ganz lange, und wenn das so ist, kann man auch einiges darüber erzählen. An dieser Stelle deshalb - ohne erhobenen Zeigefinger - Erfahrungen von mir zur Verwendung oder auch nur zur Info für nachfolgende Generationen. Zunächst etwas zur Hardware.
Technik
Meine alte OLYMPUS Camedia 3000 mit 3 Millionen Pixeln Auflösung liegt nur noch im Schrank. Die Datenträger dazu (SmartMedia-Karten) liest heute kaum noch ein Gerät, die Verbindung über USB 1 funktioniert aber noch. Zurzeit benutze ich eine Canon Powershot SX70 HS (20,3 MegaPixel und viele manuelle Einstellmöglichkeiten) mit 65-fachem riesigem optischen Zoombereich und die Canon EOS 70D mit verschiedenen Tamron- und Canon-Objektiven.
Als sehr praktisch bei beiden Canon-Kameras empfinde ich das einklappbare Display für Fotos aus ganz verschiedenen Blickwinkeln. Meine Videokamera JVC GZ-MC 100, seit 2005 im Gebrauch, hatte mich vorm Weihnachtsfest 2008 verlassen. Defekt und nicht zu reparieren. Das Weihnachtsgeschenk von mir an mich war damals eine neue Kamera: die HF10 von CANON mit HD-Auflösung 1920x1080 und 16 GB internem Speicher, aufrüstbar über SDHC-Karten. Die Bearbeitung der Videos erfolgte mit einem HP-Laptop mit 8 GB RAM, HD-Display, einem alten Intel Core i-7, und 1 TB Festplattenplatz. Hier lächeln die Freaks immer beim Lesen. Sehr alte Technik...
Gefilmt wird heute allerdings entweder mit dem Telefon (hätte ich vor vier Jahren noch den Kopf drüber geschüttelt) oder mit der SX70 - allerdings ausschließlich in Full-HD. Für 4K/UHD reicht die Rechenleistung für's Bearbeiten trotz inzwischen besserer Hardware nicht wirklich. Außerdem hab ich (noch) gar kein Endgerät dafür.
Grundsätzliches
Ich war immer ein Verfechter des Standpunktes, dass sich Qualität nicht in Megapixeln bemisst, und auch mit 40 oder 64 Millionen Bildpunkten kann man unsagbar schlechte Fotos machen. Allerdings haben solche Fotos ein nicht unerhebliches Potenzial für die Nachbearbeitung. Wer also an seinen Fotos gern noch was macht, für den können höhere Auflösungen schon von Vorteil sein.
Wichtiger ist mir aber die Möglichkeit, viele Einstellungen, von der Blende über die Belichtungszeit bis zu Fokus und Empfindlichkeit manuell vornehmen zu können. Wer schon mal versucht hat, mit einer Autofokuskamera ein Spinnennetz im Wald zu fotografieren oder wer mal ohne Blitz ein Bild der nächtlichen Stadt aufnehmen wollte, der wird wissen, was ich meine.
Eine größere Anzahl sinnvoller Motivprogramme ist übrigens keine Spielerei sondern hilft in Situationen, in denen man manuell gar nicht so schnell die Einstellungen vornehmen könnte (z.B. Feuerwerk). Wollt Ihr aber wirklich alles allein machen, dann benutzt den RAW-Modus Eures Gerätes.
Worauf beim Kauf einer Digitalkamera zu achten ist:
Ich bin bis 2010 immer sehr praktisch gewesen, wenn ich Leute beraten hab: keine exotische Spannungsversorgung, hab ich gesagt. R6 - Fotoakkus sind OK, denn Batterien gibt's in jedem Land der Welt. Wer hätte gedacht, dass es irgendwann kaum noch Kameras für diese Batterien gibt?
Die Energiedichte in normalen AA- oder AAA-Akkus ist lange nicht so hoch, wie es immer mehr Kameras durch den vielen eingebauten Schnickschnack verlangen. Die verarbeiteten Nickel-Metallhydrid-Akkus zeigen auch kaum noch Memory-Effekte und eine ganz gute Ausdauer. Die meisten Hersteller benutzen inzwischen eine proprietäre Akkuform. Man kann das Kundenbindung nennen. Ich sag, es ist Geldschneiderei. Die nächste Gerätegeneration des gleichen Herstellers wird mit den alten Akkus nichts anfangen können. Mein Tip: Kauft das Gerät eines großen Herstellers und bitte gleich mehrere Akkus dazu. Ein Ladegerät für gleichzeitig zwei Akkus ist übrigens auch nicht schlecht. Für's Ausland gehört der jeweilige Stecker-Adapter mit ins Gepäck. Schaut mal, ob es ein Ladegerät für den Anschluss an eine Autosteckdose gibt.
Das Blitzlicht, wenn eingebaut, sollte möglichst weit vom Objektiv entfernt sein (kleine Kameras haben da Probleme und ergeben so gut wie immer rote Augen, ob Vorblitz oder nicht); Profis achten auf einen Steckschuh für ein externes Blitzgerät und nehmen ihr Blitzgerät zum Kauf auch mal mit.
Optische Sucher helfen bei starker Sonne, große Bildschirme (aber auch Blitz) sind Stromfresser, gut ist, wenn die Displays abschaltbar sind - bei Sonne von hinten sieht man auf den meisten Displays sowieso wenig...
Kurze Auslöseverzögerung macht Spaß (einige Handys lassen sich hier etwas Zeit) Für Schnappschüsse dann lieber die Serienbildfunktion mit sehr kurzen Abständen benutzen - Speicherplatz kostet ja heute so gut wie nichts mehr.
Speichermedien, die zur übrigen Hardware passen (z.B. CF-, SD-Karten oder Memory-Sticks, die auch in euren Tablets oder Laptops zu lesen sind) sinnvolle Kombinationen mit USB-Lesegeräten sieht man immer mal im Angebot (SDHC und SDXC sind die schnelleren und kapazitiv größeren Nachfolger von SD, nicht alle älteren Geräte unterstützen aber diese Standards - aufpassen!); ein Adapter für MicroSDs ist auch eine gute Idee, die Karte passt dann gleich ins Telefon.
Achtet auf die Spezifikation der Karte was die Schreibgeschwindigkeit angeht. Hier entscheidet die CLASS- Angabe über die Transfergeschwindigkeit. Filme in hoher Auflösung landen nur bei Class 10 (UHS-III) ruckelfrei auf der Karte. Achtung - einige dieser Karten haben zusätzliche Kontaktstellen, sind also nicht PIN-kompatibel mit allen Geräten.
Bedienelemente müssen ergonomisch sein (und zwar für Hoch- und Querformat), Linkshänder müssen unbedingt vor dem Kauf testen. Außerdem sollten für die am häufigsten benutzten Funktionen Extra-Knöpfe physikalisch vorhanden sein.
Ins Stativgewinde bitte beim Kauf mal ein Stativ (am besten das eigene) einschrauben und die Kamera auf Hochkant stellen. Ein Stativ ist übrigens eins der ersten Zubehörteile, die ihr euch zulegen solltet, wenn ihr noch keins habt. Eine Adapterplatte dafür erlaubt schnelles Aufsetzen und entfernen. Und schaut gleich nach, ob sich mit Stativ bzw. Adapterplatte dran auch die Akkus wechseln lassen.
Ein digitaler Fotoapparat ist zunächst erst mal nicht vordergründig als Bewegtbildkamera konzipiert, die Funktion ist zwar selbst bei den billigsten Geräten integriert, aber eigentlich soll man doch bitte Fotos machen mit dem Gerät.
Natürlich hängt das von der Geräteklasse ab. Hat die Kamera mehr als 500 € gekostet, klappt's auch mit bewegten Bildern.
Die Filme sollten mindestens Full-HD-Auflösung haben. Ach ja: Gute Videos wirken nur mit einer guten Tonspur. Heißt: 2 Mikros sind für Stereoton schon mal ein Muss... (Für des spätere Nachvertonen macht bitte von Zeit zu Zeit ein Stück Film, das kaum Störgeräusche enthält, z.B. Flussrauschen, Vogelgezwitscher im Wald); Ein Anschluss für ein externes Mikrofon ist auch OK.
Kompaktkameras sind in ihrer Qualität mindestens ebenso gut wie Spiegelreflexkameras. Spiegelreflexkameras sind teurer und schwerer, die Wechselobjektive wollen auch transportiert sein, und dann kommt vielleicht noch Dreck rein. Allerdings ist die Qualität und Lichtstärke der Objektive von Spiegelreflexkameras in der Regel besser.
In letzter Zeit werden Features in den Korpus integriert, die früher teuer zu bezahlen waren. GPS, WiFi, NFC, auch ein Touchscreen oder Klappdisplay gehören inzwischen dazu.
Diese Zusätze sollten für ambitionierte Fotografen keine Entscheidungsgrundlage sein, allenfalls ein weiteres Auswahlkriterium.
Einen guten Überblick über eure Kandidaten findet ihr HIER.
Inzwischen dreh ich Videos mit der SX 70 HS und der EOS 70 D (Die Fehlfokussierung gibt es im LIVE-Modus nicht.), und ich muss sagen: Die Bildqualität stimmt, Zoom funktioniert, der Ton ist OK. Nur schnelle Horizontal-Schwenks dürft Ihr mit so einem Fotoapparat natürlich nicht machen. Mit dem Handy ist's ähnlich.
Mit einem leistungsstarken Laptop lässt sich alles noch in Echtzeit bearbeiten. Für 4K sollte es ein Gerät mit Prozessor nicht älter als zwei Jahre sein.
Kurzer Nachsatz: Ich hab mir noch einen vorschraubbaren Polarisationsfilter geleistet (für beide Kameras) und bin fasziniert, wie z.B. ungewollte Spiegelungen im Handumdrehen verschwinden.
Videokamera
Ich hab diesen Abschnitt überarbeiten müssen, inzwischen macht neben der SX 70 HS fast ausschließlich das Telefon die Videos. Hin und wieder noch die EOS 70D, aber wer schleppt zu Feierlichkeiten immer so viele Geräte mit - ich nicht. Denkt aber bitte dran, dass zu einem guten Video ein guter Ton gehört - das große Manko beim Handy.
Was für Fotografen immer gilt, gilt auch für Videofilmer: Licht ist durch nichts zu ersetzen. Habt ihr am Tag die Sonne scheinen, dann ist alles im grünen Bereich - mit den meisten Geräten jedenfalls. Wird es dunkel, bekommt man ein Problem. Das Nacht-Programm ist nicht der Brüller, und ein gutes Licht bekommt man so schnell nicht her. Ich hab es mit einer LED-Leuchte im Blitzschuh versucht - grauslig. Ein weiterer Wermutstropfen ist die Leistung des Akkus. Der volle Originalakku hält schon eine Stunde Film durch, aber für längere Feierlichkeiten sollte dann doch schon ein Wechselakku in die Tasche und das Ladegerät mit den zu kurzen Kabeln dazu. Der Original-Ersatzakku kostete mich allerdings noch mal so um die 90 €. Es gibt Akkus von Drittanbietern, die das Gerät zwar zum Laufen bringen, bei denen man aber nicht die Restkapazität im Display angezeigt bekommt - Geschmackssache.
Verwackelung? Nein danke. Neben dem eingebauten Verwackelungsschutz der Hersteller erobert ein Gerät den Markt, welches es fast unmöglich macht, stark zu verwackeln. Ich rede von einem Gimbal. Ihr könnt eine Suchmaschine bedienen? Dann macht das auch. Ich hab zurzeit noch keins.
Handy?
Ja, Ihr lest richtig. Ich hab hier einen neuen Abschnitt eingefügt. Es wäre ignorant, die aktuelle Entwicklung der Technik nicht zu verfolgen, zumal die aktuellen Telefone mit ihren eingebauten Sensoren bereits Ergebnisse erzielen, die die Fotos meiner ersten Kamera weit übertreffen, von Bewegtbildern ganz zu schweigen.
Wann also langt das Telefon nicht mehr?
-bei Vorsatzfiltern (Farbe, Grau, Polarisation)
-mit Blitz über 2 Meter Entfernung
-wenn Ton bei Videos eine wichtige Rolle spielt
-bei wenig Licht
Ansonsten, nehmt ruhig Euer Telefon. Man hat es ja eh immer dabei...
Software
Von Freeware (z.B. GIMP) über Software für Normalverbraucher (Ashampoo hat hier einiges),über PHOTOSHOP Elements bis zur Profisoftware (ADOBE PHOTOSHOP und LIGHTROOM), alles ist verwendbar. Preise gibt's denn auch von Null bis jenseits der 500 €. Ich persönlich verwende für Fotos PHOTOSHOP, aber ich will natürlich keinem etwas einreden. Kein Programm ersetzt grundlegendes Wissen um Auflösung, Farbräume und Bearbeitungsphilosophien. Wer mit Begriffen wie Gradationskurven, Schwarzpunkt oder RGB-Palette nichts anfangen kann, der sollte ein einfaches Programm mit Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Nachbearbeiten seiner Photos verwenden. Hier ist z.B. PHOTOSHOP ELEMENTS die richtige Wahl. Die Preise liegen so um die 70 €. Bei gekauften Geräten liegt manchmal etwas an Programmen dabei, ich besorge mir immer mal von MAGIX das jeweils aktuelle Programm Video deluxe - aber irgendwann siegt vermutlich die KI auf Euerm Handy.
Über kurz oder lang werden viele Anbieter auf Online-Modelle ihrer Software wechseln. Microsoft und Adobe machen das vor. Schaut immer mal, ob Euch eine abgespeckte aber kostenlose Version, die im Browser läuft, für Eure Zwecke ausreicht, oder besorgt Euch eine gute Freeware und schaut, ob Ihr damit an Grenzen stoßt.